Was ist Welt?

11.5.08 / 8:30
Der Duden, Herkunftswörterbuch, sagt zur Herkunft des Wortes «Welt»: « Das altgerm. Substantiv mhd. we[r]lt, ahd. weralt »Zeitalter; Welt; Menschengeschlecht«, niederl. wereld, engl. world, schwed. värld »Welt« ist eine alte Zusammensetzung, deren erster Bestandteil das unter Werwolf behandelte germ. Wort für »Mann, Mensch« ist. Der zweite Bestandteil ist ein z. B. in got. als »Menschenalter, Zeit«, aisl. old »Menschheit, Zeit« bewahrtes germ. Substantiv, das zu der unter alt entwickelten idg. Wurzel gehört. Demnach bedeutet »Welt« eigentlich «Menschenalter, Menschenzeit».

Dieses einsilbige Wort «Welt» ist also ursprünglich ein zusammengesetztes: «wer» und «alt» – Mensch und Alter. Erst richtig interessant wird es indes, wenn ich auch die Herkunft des Wortes «alt» in Betracht ziehe:

Wieder das Duden-Herkunftswörterbuch: «Das gemeingerm. Adjektiv mhd., ahd. alt, got. (weitergebildet) alÞeis, engl. old, schwed. (Komparativ) äldre bedeutet eigentlich »aufgewachsen« und ist das 2. Partizip zu einem im Dt. untergegangenen Verb mit der Bed. »wachsen; wachsen machen, aufziehen, ernähren«: got. alan »wachsen«, aengl. alan »nähren«, aisl. ala »nähren, hervorbringen«. Auddergerm. entspricht z. B. lat. altus »hoch«, das eigentlich das 2. Partizip von lat. alere »nähren, großziehen« ist und ursprünglich »groß gewachsen« bedeutete (s. die Artikel Alt, Alimente u. Proletarier). Diese germ. und lat. Formen beruhen mit verwandten Wörtern in anderen idg. Sprachen auf der idg. Wurzel * al-, »wachsen; wachsen machen, nähren«, zu der aus dem germ. Sprachbereich auch die unter all, Alter und Welt behandelten Wörter gehören».

Jetzt bedeutet unser Allerweltswort «Welt» auf einmal etwas ausserordentlich Bedeutsames: Mensch und aufziehen, ernähren, wachsen.

Welt ist der Mensch und was ihn ernährt. Das Wort «Welt» meint etwas Lebendiges.

Man denke nun aber nicht, diese Bedeutungen seien veraltet und hätten für die heutige Zeit keine Relevanz mehr. Gerade weil die ursprüngliche Bedeutung alt ist, ist sie es, die dieses Wort sozusagen ernährt, es aufgezogen hat. Das Alte hat Nährkraft. Junges Gemüse mag zwar besser schmecken für unseren leiblichen Gaumen, aber wirkliche Nahrung, zeitlose, unvergängliche Nahrung liefert das «Alte». Das Alte ist in diesem Sinn das Zeitlose auf der Vertikalen. Und es ist unverzichtbar.

Nach oben



06.07.2017