«Mein Zuhause ist die Mitte»

Die Dichterin Karin Afshar schreibt:

«Mein Zuhause ist die Mitte
Doch die Mitte fehlt auf dieser Welt
und so wandre ich suchend
hoffend, daß ich sie doch find.»

Damit bringt sie die Leidensursache der neueren Zeit zur Sprache: Der Mensch als Bewohner dieses Weltengebäudes ist gleich zweimal seiner Mitte beraubt worden.

Seine innere Mitte wurde dem Menschen durch das Dogma der Kirche versperrt. Andreas Gryphius (1616–1664) beklagte die Wirkung in kürzester Form: «Der Himmel wird mir, ach!, geschlossen.»

Damit ist auch gemeint, was später als der «kopernikanische Schock» gedeutet wurde. Im «kosmischen» Weltverständnis geht es nicht darum, ob die Erde eine Scheibe oder eine Kugel ist. Es geht auch nicht darum, ob sich die Erde um die Sonne dreht oder die Sonne um die Erde. Im Wesentlichen konnte sich der aufrecht auf der Erde stehende Mensch als seine Mitte wahrnehmen, am deutlichsten zur Mittagszeit, wenn die Sonne am Zenit, in der «Himmelsmitte» steht. Daraus ergab sich die überaus heilsame Verbindung der «grossen Mitte» am Himmel mit der «kleinen Mitte» im Innersten des Menschen. 

VRAQ
Very Rarely Asked Questions
10.02.2024 / 21:31
Die bisher seltenste aller selten gestellten Fragen ist hier schon 2008, am 22. Mai, spät abends um 23 Uhr 32 gestellt worden: «Kann man in einem Wort wohnen?»
Eine Antwort
06.02.2024 / 08:02
Warum kann man die Zeit nicht anhalten?
Eine Antwort
30.07.2022